• "Persönliches Element" in Wachs getränkt; mit einem Herzensgedanken gesegnet -  gewidmet an sehr besondere Menschen: im Lauf der Zeit.

Eine Auswahl: Edle Elemente (2003)

Edle Elemente: Werden und Vergehen

Abirs Werkreihe „Edle Elemente“ zeigt das Reine: die Elemente, also die nicht mehr zerlegbaren chemischen Stoffe, aus denen unsere Welt und letztlich auch der Mensch besteht. Zum Kunstwerk gewandelt erscheinen sie als Blöcke, aus Wachs gegossen, die in der Anmutung beinahe wie direkt vom Periodensystem der Elemente übernommen scheinen, das die meisten als Wandbild noch vom Schulunterricht her kennen. Das verwendete Wachs stammt als Restbestand aus Glaubenshäusern wie etwa Kirchen. Man könnte sagen: Was sich hier Ausdruck verschafft, ist eine Auseinandersetzung mit dem Dasein und In-der-Welt-Sein. Die wächsernen Blöcke fragen: Aus welchen Stoffen, aus welcher Stofflichkeit besteht der Mensch? Wie wird er, zu was wird er im Lauf der Zeit?

 

Abirs Blick auf „edle Elemente“ setzt sich also mit der Materialisierung des Werdens und des Vergehens auseinander – den Veränderlichkeiten von Menschen wie auch von seinen Umwelten in zeitlicher und in materieller, stofflicher Hinsicht. Im wissenschaftlichen Weltbild ist zugleich Brüchigkeit und Verletzlichkeit angelegt. Die „edlen Elemente“ fließen und erstarren in ihrem Produktionsprozess. Sie stehen für eine Solidität, die aber in Wirklichkeit biegsam und brüchig ist. Der Moment, den das Wachs in seiner Verfestigung einfängt, ist nur kurz; gefühlt aber bleibt er quasi ewig. Dies ist die Paradoxie, die Menschen in der Moderne aushalten müssen.

 

Prof. Dr. Oliver Zöllner

Professor für Soziologie der Medienkommunikation und digitale Ethik